Trainingsmethoden im Pflanzen-Anbau sind tolle Methoden um den Ertrag zu steigern und das Wachstum einer Pflanze zu steuern. Es gibt verschiedene Techniken, die sich bei Growern etabliert haben und jede dieser Techniken wird mit phantasievollen Bezeichnungen wie Supercropping, Fimming oder Topping zu besseren Ergebnissen führen. Im folgenden Beitrag erklären wir den Unterschied zwischen Low-Stress-Training (LST) und High-Stress-Training (HST) und die spezifischen Bezeichnungen der einzelnen Methoden.
WARUM SOLLTE MAN EINE PFLANZE UNTER STRESS SETZEN?
Es gibt im regulären Pflanzenanbau viele Methoden das Wachstum zu steuern. Im Laufe der Domestizierung von Pflanzen entwickelten sich neue Eigenschaften, die für uns heute selbstverständlich sind. Im handelsüblichen Gemüseanbau bspw. gehört es zum Alltag eines Gärtners, das Wachstum mit verschiedenen Techniken zu “steuern” und damit bessere Bedingungen für die Pflanze zu schaffen. Damit wird das Aussehen, der Geschmack oder die Ertragsmenge verändert und am Ende kann die Eigenschaft der Pflanze eine ganz andere sein als sie zu Beginn war. Tomaten wurden bspw. wegen ihrer gelben Farbe früher auch Goldapfel genannt und waren kleiner als es heute üblich ist.
WARUM WIRD ES "TRAINING" GENANNT?
Der Begriff "Training" im Zusammenhang mit Pflanzenanbau bezieht sich darauf, dass durch gezielte Eingriffe und Manipulationen das Wachstum und die Struktur der Pflanzen in eine gewünschte Form oder Richtung gelenkt werden. Ähnlich wie beim Training von Tieren oder Menschen sollen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen gefördert oder gesteuert werden.
ZU WELCHEM ZEITPUNKT SOLLTE MAN MIT DEM PFLANZEN-TRAINING BEGINNEN?
In unserem Fall versuchen wir mit den Trainingsmethoden generell, starke, buschige Pflanzen zu züchten, die einen hohen Ertrag und im Normalfall kompakte Blüten ergeben. Die Pflanzen werden ausschließlich in der vegetativen, also in der Wachstumsphase “trainiert”. Dabei kann man Methoden anwenden, die sehr großen Stress oder wie der Name schon sagt, eher weniger Stress für die Pflanzen bedeuten. (Low-Stress und High-Stress)
Die Pflanzen während der Blütezeit zu trainieren, wirkt sich ungünstig auf die Blütenproduktion aus. Daher sollte man sich auf das Training gleich zu Beginn und ausschließlich in der Wachstumsphase konzentrieren.
LOW STRESS, HIGH STRESS, TOPPING; WAS DENN NUN?
Die Verwirrung der verschiedenen Methoden kann manchmal groß sein, doch im Grunde zielen alle Trainingsmethoden darauf, die Form der Pflanze so zu steuern, dass das gesamte verfügbare Licht von der Pflanze genutzt werden kann.
FÜNF GÄNGIGE METHODEN DEINE PFLANZEN ZU TRAINIEREN
TOPPING
Eine gängige Methode im Pflanzen-Training wird “Topping” genannt und zielt mit dem Kappen der Spitze auf das Wachstum mehrerer Haupttriebe einer Pflanze. Diese Methode zählt zu den High-Stress-Methoden, weil die Pflanze im Gegensatz zum Low-Stress-Training immer etwas Erholungszeit benötigt. Generell kann man sagen, dass beim Low-Stress-Training keine Teile der Pflanze abgeschnitten werden und die Pflanze durch sanftes Biegen oder Festbinden trainiert wird.
Das Biegen und Binden der Pflanze sollte man täglich neu justieren. Dafür eignen sich sehr gut Gummibänder oder mit Gummi ummantelter Draht.
FIMMING
"Fimming" ist eine Abkürzung für "Fuck, I Missed" oder auch "Fuck, It's Manifold" Der Begriff wurde verwendet, weil die Technik ursprünglich als ein Fehler beim Beschneiden angesehen wurde, der dann aber aufgrund der positiven Ergebnisse weiterentwickelt wurde. Im Gegensatz zum traditionellen Topping, bei dem die Hauptspitze abgeschnitten wird, lässt man beim Fimming mehrere Abschnitte an der Spitze bestehen, woraus sich im Anschluss mehrere Spitzen entwickeln, als es beim Topping der Fall ist.
SUPERCROPPING
"Supercropping" ist eine High-Stress-Trainingstechnik, bei der die Stämme und Zweige der Pflanze gezielt geknickt oder gequetscht werden.
Durch das Anwenden von Druck auf die Stämme und Zweige wird das innere Gewebe leicht beschädigt, was dazu führt, dass die Pflanze eine Reparationsreaktion auslöst und verstärktes Wachstum in der behandelten Region fördert. Der Name "Supercropping" bezieht sich darauf, dass diese Methode über das herkömmliche Beschneiden und Biegen hinausgeht. Durch das Quetschen oder Knicken der Stämme wird die Struktur der Pflanze auf eine Weise manipuliert, die zu einer besseren Lichtdurchdringung und einer insgesamt buschigeren Form führt.
Wichtig ist, dass Supercropping vorsichtig durchgeführt werden sollte, um sicherzustellen, dass die Pflanze nicht zu stark beschädigt wird.
LOLLIPOPPING
“Lollipopping" ist eine Technik, die dem Ziel dient, die unteren Teile der Pflanze zu entfernen, um eine baumartige Struktur mit einer sauberen und aufgeräumten Unterseite zu schaffen. Der Name "Lollipopping" bezieht sich auf das visuelle Ergebnis, bei dem die Pflanze einer Lolli-Stielform ähnelt, wobei die meisten Blätter und Triebe im oberen Bereich konzentriert sind und der untere Bereich frei von Blättern und Nebentrieben ist.
Die Methode beinhaltet das Entfernen der unteren Triebe und Blätter, die wenig Licht erhalten und wenig zur Entwicklung von Knospen beitragen. Dies verbessert die Luftzirkulation im unteren Bereich der Pflanze und fördert die Konzentration der Energie auf die oberen Blüten. Es hilft, den Ertrag zu maximieren, indem die Energie der Pflanze auf die oberen Blüten konzentriert wird und das Risiko von Schimmel und Schädlingen im unteren Bereich reduziert wird.
MAIN-LINING
Die Kombination von Topping, Biegen und Festbinden wird auch Main-Lining genannt.
Der Begriff "Main-Lining" kann mit "Haupteinspeisung" übersetzt werden. Die Technik umfasst im Wesentlichen die Schaffung eines symmetrischen und gut verzweigten Pflanzen-Aufbaus, bei dem die Hauptstämme und -äste gleichmäßig verteilt, und mit Wasser und Nährstoffen versorgt sind. Der Prozess des Mainlinings beinhaltet das systematische Beschneiden und Trainieren der Pflanze von Anfang an. Dies kann das Toppen und das gezielte Training der Triebe beinhalten, um eine flache und gleichmäßige Struktur zu erreichen. Durch diese Methode wird sichergestellt, dass alle Blüten gleichermaßen vom Licht profitieren. Main-Lining erfordert einige Erfahrung im Beschneiden und Formen von Pflanzen und wird oft von fortgeschrittenen Züchtern angewendet, die eine präzise Kontrolle über die Pflanzen-Architektur wünschen.
Die Pflanzen richten sich nach dem Biegen im Normalfall innerhalb eines Tages wieder in Richtung Lampe und können nach den ersten 7 Tagen Wachstum schon zum ersten Mal gebogen werden.
Es ist beeindruckend, welche Formen man den Pflanzen durch Verbiegen, Beschneiden und Festbinden geben kann. Jede dieser Trainings-Methoden kann für den SOG; Sea of Green (mehrere kleine Pflanzen nebeneinander ohne Ranknetz) oder auch den SCROG; Screen of Green (eine einzelne oder mehrere Pflanzen, die im Ranknetz einsortiert werden) genutzt werden.
Die Technik des Main-Linings hingegen zielt darauf ab, die Zweige so stabil wachsen zu lassen, dass die Pflanze ohne Ranknetz auskommt. Zum Stützen der Zweige und schweren Blüten, nutzen einige Züchter auch Bambus-Stäbe, die in die Erde oder das Substrat gesteckt werden und andere Züchter wiederum, binden ihre Pflanzen lediglich mit Seilen an der Decke fest um sie zu trainieren und zu stützen.
Für welche Technik auch immer du dich entscheidest, wir hoffen etwas Licht ins Dunkle gebracht zu haben und wünschen dir viel Spass beim Trainieren deiner Pflanzen.